Reisebericht Samaná 2008 - Henry Mühling

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Reisebericht Samaná 2008

Reiseberichte und Geschichten



Der 6. März 2008 war ein guter Tag. Was einen normalen Tag zu einem guten Tag macht?

Ganz einfach: liebe Freunde, der Aufenthalt an einem wunderschönem Fleckchen, traumhaftes Wetter und ein gegrilltes Schweinchen. Wenn dazu noch ein gebührender Anlass kommt, wie z.B. ein runder Geburtstag, ist der Tag perfekt!
Der Organisator war -wie schon letztes Jahr- Forian.
Er lies es sich nicht nehmen, zum Geburtstag unserer gemeinsamen Freundin Gerry, eines seiner Schweinchen zu spendieren.
Von denen hat er inzwischen auf der Finca einige. Sie leben dort wie im Paradies. Ein eigens für sie gebautes Gehege, mit allem, was das Schweineherz begehrt. Mit einer Schlamm-Ecke, wo sie sich nach herzenslust suhlen können und mit vielen schattigen Bereichen, denn auch Schweine können einen Sonnenbrand bekommen.
Dort oben leben die Tiere ungestört und völlig ohne Stess.
Bekommen ausreichend Nahrung, meist in Form von Speiseabfällen aus den naheliegenden Restaurants und Trinkwasser.
Das alles sorgt dafür, das ihr Fleisch völlig frei ist von Stresshormonen.
Ausserdem haben sie, bedingt durch viel Bewegung und Auslauf, weniger Fett.
Überhaupt nicht zu vergleichen mit dem Fleisch unserer Schweine, die meist ein Leben in engen Käfigen fristen, Hormonbehandlungen zum schnelleren Wachstum bekommen und nur wenig Auslauf haben.

Zufällig verstarb eines dieser Paradies-Schweinchen am 05. März an plötzlichem Herztod.
In einen Plastiksack gehüllt, konnten wir es dann am Abend in der Ceiba, einen kleinen Vorort von LT, abholen. Schon fix und fertig ausgenommen und saisoniert (mit Gewürzpaste eingerieben und gespickt).
Grillfertig sozusagen oder „ready to grill“.

Dazu gab es noch einen geglätteten, ca. 4 Meter langen Stamm, auf den das Schweinchen noch aufgefädelt werden musste.
Dort in der Ceiba wohnt Nabias Familie. Nabia ist übrigens die bessere Hälfte von Florian.
Und wer glaubt, man könne so einfach in die Ceiba fahren, ein Schweinchen abholen und schnell wieder verschwinden, der irrt gewaltig!
Einige Stunden und einige Flaschen Rum und Cola später, fuhren wir dann heim. Das Schweinchen kam auf den grossen Esstisch und wir Männer in´s Bett. Schliesslich wollten wir ja am nächsten Tag schon zur Dämmerung an der Playa Bonita mit dem Grillen anfangen.

Florian gelang es dann noch irgendwie, mit den Frauen zusammen, das Schweinchen auf den Spiess zu bringen. Hätte er gewusst, das Frauen für solche hochkoplizierten und filigranen Tätigkeiten, die extrem viel Fingerspitzengefühl benötigen, nur sehr bedingt zu gebrauchen sind, -er hätte bis zum nächsten Morgen auf mich gewartet!

Mitten in der Nacht –diesen Eindruck hatte ich zumindest- klopfte es an unserer Tür. Nachdem ich mir schnell etwas angezogen und mich gewaschen hatte, ging ich in die Küche. Dort warteten schon Flori und Manolo. Manolo wohnt ebenfalls in der Ceiba und erledigt zwischendurch für Florian kleinere Gelegenheitsarbeiten.

Nachdem wir das Schwein mit Bindedraht noch schnell fest fixiert haben, geht’s direkt an die Playa. Es wird auch allerhöchste Zeit, denn inzwischen ist es 8:00Uhr. „Das ist ja noch früh genug“, werdet Ihr nun sagen. Aber wenn man bedenkt, das es ca. 1-1,5 Stunden dauert, bis man ein Feuer mit ordentlicher Glut gemacht hat, plus 6-7 Stunden Garzeit, sieht die Zeitplanung schon anders aus.
Also legten wir direkt los.
Übrigens an der gleichen Stelle, wo wir schon letztes Jahr waren.
Kaum angefangen, erschien direkt ein Mann. Er erklärte Florian, „das er nun der neue Bauleiter des Jachthafen Playa Bonita sei und wir uns auf dem Grundstück des zukünftigen Jachthafens befinden. Um nun darauf zu grillen, müssten wir zumindest seine Erlaubniss einholen“.
Nun ist es in der dominikanischen Republik Gesetz, das die ersten 60 Meter von der Wasserlinie, dem Volk gehören und nicht privatisiert werden dürfen.
Höflich und ruhig erklärte ihm Florian, das wir uns innerhalb dieser 60 Meter aufhielten und hier nach dominikanischem Recht, machen können, was wir wollen.
Der Bauleiter verschwand und wir machten mit der Arbeit weiter.

Leider hatte es in der Nacht leicht geregnet, so das die Palmblätter, die normalerweise wie Zunder brennen, nass geworden waren.Aber mit etwas Gedult und selbst gemachten Fidibussen aus Hartholz ( lange, spiralförmige Holzspäne), gelang es uns dann nach kurzer Zeit, 4 kleine Feuer zu entfachen, deren Glut wir dann zum grillen nutzen konnten.

Mögt Ihr so aalglatte Typen, die bewusst langsam reden und dabei die Augen zumachen?
Ich zumindest mag solche Typen nicht. Aber genau so einer kam in Begleitung des Bauleiter zu uns und stellte sich als Rechtsverdreher des Projektes Jachthafen vor.
Auch er erklärte Florian ohne Umschweife, das wir uns unrechtmässig auf dem Gelände seiner Firma befänden. Auf Florians Antwort, das wir uns in der 60 Meter Zone befinden, meinte der Advocat, das dies nicht stimmen würde.
Nachdem ihm Florian androhte, einen Zollstock aus dem Auto zu holen, um mit ihm zusammen nachzumessen, ließ er sich ein neues Argument einfallen. Plötzlich war es das Feuer, das ihn störte. Er gab zu bedenken, daß das Feuer ja plötzlich ausbrechen und auf das dahinter liegende Land übergreifen könne.
Florian erwiederte, das wir ja extra deswegen Manolo mitgenommen haben, der das Feuer zu keiner Zeit aus den Augen lassen würde.
Ausserdem könne dem Advocaten das dahinter liegende Land egal sein, das es sich ja schon seit ewigen Zeiten in Familienbesitz seiner Frau befände. Von einem Verkauf wisse er nichts.
Nun stutzte der Advocat und verschwand, nachdem er sich noch Florians Namen nennen lies.

Wir machten daraufhin unsere Spässe und setzten unser Grillfest fort. Mittlerweile kam auch nach und nach, der Rest unserer „Gurkentruppe“ an. In der Zwischenzeit hatten die Frauen die Beilagen –warmer Speck-Krautsalat und Kartoffelsalat nach bayerischer Art- gemacht. Für mich die idealen Beilagen zu einem saftig, deftig, leckeren Spanferkel!
Auch für ausreichend Getränke und Eis hatten sie gesorgt. Zwischendurch ein erfrischendes, kühlendes Bad im glasklaren warmem Wasser der Playa Bonita- ach Leute, das Leben kann so traumhaft sein!

Für unser Geburtstagskind hatten wir übrigens ein Bild gekauft. Vorher hatten die Frauen (hinterlistig wie sie nun mal sind) gefragt, wie denn das Wohnzimmer eingerichtet ist, welche Farben die Wände und die Möbel haben und was schon für Bilder vorhanden sind.
Mit diesen Vorgaben wurde dann das optimale „Kunstwerk“ gesucht, gefunden, gekauft und verpackt. Da sie kein Geschenkpapier auftreiben konnten, wurde es kurzerhand in Zeitungspapier gesteckt und reich mit Blüten geschmückt. Der Zweck heiligt die Mittel.

Inzwischen war es früher Nachmittag geworden und neben unserem leiblichen Wohl, wurde auch für Musik gesorgt. Inzwischen hatte nämlich Charro zu uns gefunden, der zur Playa Bonita gehört, wie die beiden Felsen am unteren Ende der Bucht.

Charro ist ein Sänger, der mit seiner Gitarre schon in vielen Hotels gesungen hat. Da er leider ein kleines Alkoholproblem hat, haben diese Anstellungen nicht besonders lang gehalten. Nun tingelt er durch die Strandbars und singt wo immer man ihn lässt seine Lieder.

Uns unterhielt Charro einige Stunden. Neben einigen Pesos, gab es für ihn Speisen und Getränke, soviel er mochte. Kein Wunder, das er sich sehr wohl fühlte.
Immer mehr Freunde und Bekannte fanden sich ein. Touristen, Freunde, Familie, Einheimische. Eine wirklich bunt gemischte Truppe.  
Kurz bevor das Schwein fertig war, bekamen wir erneut Besuch. Dieses Mal von der Polizei. Der Advokat hatte nämlich inzwischen Anzeige erstattet, weil Florian ja mit dem Auto an die Playa gefahren war und dies auch dort geparkt hatte.
Nach dominikanischem Recht ist das nämlich nicht zulässig.

Nun ist es so, das Florian in LT mindestens genauso bekannt ist, wie der Bürgermeister. Eher sogar noch bekannter, aber auf jeden Fall deutlich höher angesehen und beliebter.
So dauerte es nicht lange bis Florian den Polizisten die Angelegenheit geschildert hatte und diese, nachdem sie herzlich über den Advocaten und dessen Beschwerde gelacht hatten, mit uns gemeinsam etwas tranken.
Auch ein Stück Spanferkel fiel für sie ab, nebst Beilagen. So wurde aus dem Zwischenfall eine kleine Gaudi.
Ohnehin hatten wir alle einen unglaublichen Spass. Unter anderem wurde auf Gerrys Geburtstag angestossen. Mit echtem Champagner!
Nichts Besonderes meint ihr??
Nun ja, wenn man mit seinen Freunden dabei bis zu den Hüften im glasklaren, lauwarmen Wasser der Playa Bonita steht, und gemeinsam anstösst, ist das schon etwas, was nicht ganz alltäglich ist.
Und wenn dann das Geburtstagskind in Freudentränen ausbricht, weil das die schönste Geburtstagsfeier ihres Lebens war, denke ich schon, das uns dieses Fest recht gut gelungen war.

Irgenwann brach dann langsam die Dunkelheit über die Playa herein. Gerade die kurze Zeit der Dämmerung, mit ihrem goldenem Licht, sorgt für eine grandiose, romantische Stimmung. Leider dauert dies –verglichen mit unserer Dämmerung- nur einen relativ kurzen Moment.

Von dem Holz, was Florin hatte besorgen lassen, war noch einiges an Rest vorhanden. Ausserdem noch massenhaft Palmblätter, die ja inzwischen getrocknet waren. Nicht zu vergessen reichlich Glut, an der Stelle, wo sich vorher das Schweinchen lustig drehte.

Und was kann man aus diesen Dingen machen? Richtig! Ein riesiges Lagerfeuer, das den Strand erhellt und die Moskitos fernhält.
Noch lange saßen wir im Schein des Feuers, lachten, tranken und hatten jede Menge Spass.
Ein unvergesslich schöner Tag für alle (bis auf den Advocaten)!

Danke Flori!  

 
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