Las Terrenas - Henry Mühling

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Las Terrenas

Reiseberichte und Geschichten

LAS TERRENAS

Gleich hinter dem östlichen Ortsaus­gang von Sänchez zweigt eine
aspaltierte Straße nach Nordosten ab. Sie führt zu den Stränden von Las Terrenas. Die Straße schlängelt sich recht steil durch die unglaublich üppige Landschaft auf 450 m hoch. Schon auf der Fahrt bis zu diesem höchsten Punkt passiert man eini­ge typische kleine Dörfer. Sobald ein Mi­nibus kommt, taucht aus dem Nichts je­mand auf, der gestikulierend den Bus stoppt, um mitzufahren. Ein Zeichen da­für, daß es abseits der Straße noch etliche Siedlungen geben muß.
Das Panorama ist schlicht phänome­nal. Immer wieder gibt die Vegetation den Blick frei über die tiefer liegenden Felder, bis schließlich sogar das Meer zu sehen ist. Am Scheitelpunkt legt der Bus­fahrer meist eine kleine Pause ein, so das man noch einmal die Aussicht total ge­nießen kann. Mit etwas Glück sieht man nicht nur den nahen Atlantischen Ozean. sondern auch die Karibische See im Sü­den Hispaniolas. Las Ballenas, die drei „Wale" genannten Felsinselchen, liegen vor Las Terrenas an der malerischen Nordküste Samanas im Meer.
Schließlich wird Las Terrenas er­reicht, ein langgezogener Ort (rund 13 000 Einwohner), der sich in den letz­ten Jahren rasch entwickelt hat. Die Straße schlängelt sich durch das Dorf, vereinzelt zweigt ein Feldweg ab. Auch an ihm liegen Gebäude, die sich so man­ches Mal als einfache Pension entpup­pen. Die Straße erreicht schließlich den Strand. Hier geht unübersehbar ein Sand­weg nach links ab, der sich über etliche Kilometer parallel zum Strand erstreckt - das ist die zentrale touristische Meile. Hier liegen Hotels der unterschiedlich­sten Qualität, von exklusiv bis rustikal.
Der Strand ist hellsandig und das Wasser ziemlich seicht. Entlang der gan­zen Küste recken Palmen ihre Wipfel in den Himmel und werfen ihre schatten auf den Strand. Wer einsame Strandspa­ziergänge liebt, kann hier kilometerweit laufen.
Bis Mitte der 90er Jahre war Las Ter­renas ein Gehimtip für Leute, die sich nach der ruhigen Variante der karibi­schen Idylle sehnten. Inzwischen aber hat man sich auch hier ganz auf die Touristen eingestellt. Die Zahl der Souvenirshops, Restaurants und Nachtlokale hat sich ver­vielfacht, das Dorf ist weit über seine Grenzen hinausgewachsen. Aber nach ein paar Tagen hat jeder sein Lieblingsre­staurant entdeckt. Und wenn abends die Sonne untergegangen ist, sitzt man still in einer der Strandbars und schaut gedan­kenverloren aufs Meer. Spätestens dann sind auch überall die Geräusche der Tro­pen zu hören. Der Palmenwald beginnt praktisch hinter jedem Hotel.
Tagsüber dösen die Besucher am Strand, versuchen, eine ruhige Ecke zum Schnorcheln zu finden, oder spazieren einmal durch das Dorf. Größere Aktivitä­ten erfordern ein Fahrrad oder ein Pferd. Beides kann man mieten. Abenteuerlustige können auch eine Motorrad-Rundfahrt auf der Halbinsel Samana unternehmen. Aber Achtung: Die Tour ist nichts für Anfänger, da es an manchen Stellen über ziemlich unwegsa­me, selten befahrene Wege geht. Außer­dem verwandelt sich die Piste nach ei­nem Regenguß in eine Rutschbahn. Von Las Terrenas führt der Weg zum Nach­barort El Portillo auf noch ziemlich guter Straße. Von dort schlängelt sich eine Pi­ste über EI Limon durch den Wald. Der weitere Weg ist zwar als solcher erkenn­bar, aber ziemlich holprig. Er führt über den Gebirgszug und durch einsames Hin­terland. Hier sind bestenfalls vereinzelt Bauern anzutreffen. Die Piste führt wei­ter bis nach Samana-Stadt, wie Santa Barbara de Samana auch kurz genannt wird. Von hier aus geht es auf asphaltier­ter Straße über Sanchez wieder zurück.

Dieses Bild von Las Terrenas hat sich kräftig gewandelt. Längst sind alle Strassen und Wege aspaltiert. Kaum noch eine Baulücke, die ungenutzt ist. Kleine Hotels, Geschäfte und Wohnhäuser sind fast über Nacht aus dem Boden geschossen. Von Dorf zu sprechen ist schon fast untertrieben. Der ehemals kleine Fischerort Las Terrenas ist aus seinem Dornrösschenschlaf erwacht. Es herrscht allerorts regelrechte Goldgräberstimmung. Ausländische, finanzkräftige Spekulanten, Immobilienhändler und dieverse Glücksritter haben diese Perle der Karibik, wie dieses wunderschöne Fleckchen Erde von vielen genannt wird, für sich entdeckt. Und man hat sich darauf eingestellt. Jeder möchte vom Kuchen ein kleines Stückchen abbekommen. Und so pulsiert Las Terrenas regelrecht. Wie in einem Ameisenhaufen herrscht hier überall reges Treiben. Die Luft riecht nach Staub und 2 Tackt Abgasen. Es ist laut und hecktisch. Von ruhiger, karibischer Gelassenheit ist schon lange nichts mehr zu finden.
An anderer Stelle habe ich geschrieben: „Entweder man liebt, oder man hasst es!“
Und genauso ist es auch. Viele Meinungen gehen in die Richtung es wäre ein kleiner Moloch. Andere sind begeistert. Am besten, man fährt hin und bildet sich selbst eine Meinung!

 
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