Das neue Auto - Henry Mühling

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Das neue Auto

Reiseberichte und Geschichten

Schon lange spielt Florian mit dem Gedanken, für seinen Verwalter Frederico, ein Fahrzeug zu kaufen. Er braucht es, um z.B. Futtermittel u.ä. auf die Finca zu bringen. Florin benutzt dafür momentan sein eigenes Auto, das jedoch dringend zur Inspektion muss, aber auch viel zuviel Benzin verbraucht. Ausserdem will Florian diese Aufgabe seinem Angestellten übergeben.
Also machen wir uns an einem schönen Vormittag auf den Weg. Gedacht hatte Florian an einen Pickup, oder an einen Mini-LKW, wie es in der dominikanischen Republick Unzählige gibt.
Unser Weg führt uns von Las Terrenas, über die Loma (Gebirge) von Samaná nach Sanchez. Dort am Strassenrand entdeckt Florian einen weissen klein LKW, wie er ihn sucht. Kurzerhand steigt Frederico aus, um den Dominikaner zu fragen, ob das Fahrzeug zu verkaufen ist.
Es hat seinen Sinn, das nicht Florian, sondern Frederico fragen geht. Wenn der Dominikaner mit Florian verhandeln würde, würde der Preis für das Fahrzeug schlagartig steigen.
Der sooft genannte "Gringoaufschlag" ist nicht nur eine leere Floskel!!! Nein, sie ist inzwischen so fest im dominikanischen Leben verankert, das sie als selbstverständlich hingenommen wird.
Nach wenigen Minuten kommt Frederico zurück. Er meint, das Fahrzeug sei in sehr gutem Zustand und verfüge ausserdem über eine Verstärkung des Ladebodens und über Allrad, was auf der Finka absolut von Vorteil wäre. Ausserdem hätte der Dominikaner vor, das Fahrzeug, zu einem akzeptablen Preis zu verkaufen.
Also steigt Florian mit aus und sie gehen gemeinsam zu besagtem Besitzer.
Nach kurzer Zeit kommen dann beide zurück. Plötzlich hatte ein Sinneswandel beim Besitzer stattgefunden und er zog sein Angebot, den Mini-LKW zu verkaufen, zurück.
Ich denke, reine Taktik. Wahrscheinlich hatte er gehofft, das der interessierte Gringo nun einen höheren Preis anbietet, um den Wagen dennoch zu kaufen. Das war dann aber zu hoch gepokert.
Wir fuhren weiter nach Nagua. Direkt an der Hauptstrasse ist ein Atohändler, der gleich mehrere Pickups zum Verkauf anbietet. Unter anderem einen dunkelroten Pickup, der in sehr gutem Zustand zu sein schien.
Wieder stieg Frederico aus, um nachzufragen.
Und wieder kam er strahlend zurück. Das Fahrzeug hatte es im angetan.
Und wieder stiegen wir gemeinsam aus, um den Wagen genauer unter die Lupe zu nehmen.
Tatsächlich war der 94er Pickup in recht gutem Zustand. Man hatte ihm einen Torbodiesel implantiert, der recht gut lief.
Ausser einigen kleineren Roststellen am Unterboden, war er gut in Schuss. Aber als dann Florian zum Verkaufspreis kam, wurde ihm plötzlich ein deutlich höherer Preis genannt, als der, dem zuvor Frederico genannt wurde.
Auch Diskussionen und lautes Schimpfen nutzte nichts, Der Verkäufer blieb sturr und beharrte auf seinen Gringoaufschlag.
Also weiter zum nächsten Händler!
Was uns dort gezeigt wurde, liess meine Nackenhaare zu Berge stehen. Glaubt mir, wenn ich sage, das Autos von unseren Schrottplätzen in deutlich besserem Zustand sind wie die dortigen Angebote!
Und diese werden dann zu unglaublichen Preisen angeboten. So will man für 22 Jahre alte Fahrzeuge, immer noch die Hälfte des Neupreises haben!
Kopfschüttelnd machen wir uns auf den Weg nach San Francisco de Macoris. Dort soll es mehrere Händler geben und ein wesentlich besseres Angebot.
Direkt neben dem ersten Händler, den wir aufsuchen, befindet sich der Burger King.
Während ich für uns alle etwas zu Essen hole, schauen sich Florian und Frederico die ersten Autos an.
Direkt das erste, fällt ihnen in´s Auge. Komplett neu lakiert und instand gesetzt, präsentiert sich das Fahrzeug wie neu.
Selbst die Markentypischen, originalen Aufkleber sind erneuert worden. Das Fahrzeug hat eine akzeptable Laufleistung von 64 000km.
Auch der Preis ist durchaus dem Zustand angemessen.
Selbst eine Garantie gibt der Verkäufer. 3 Monate auf alle Teile. Da eine Garantie auf Gebrauchtwagen in der DR absolut unüblich ist, scheint der Verkäufer vom Zustand des Wagens besonders überzeugt zu sein.
Normalerweise gilt in der DR: Gekauft wie gesehen.
Selbst eine Probefahrt, wird normalerweise nicht gewährt.
Damit wir aber einen besseren Überblick über Preise und Angebote erhalten, suchen wir auch noch einige andere Händler auf.
Mit dem Ergebniss, das wir wieder zum ersten Fahrzeug zurück kommen, das wir uns in San Francisco de Macoris angeschaut haben.
Beim Kauf gibt es dann dank Florians Verhandlungsgeschick, obendrauf noch einen neuen Wagenheber, ein Radkreuz und einen neuen Reifen hinzu. Es ist schon von großem Vorteil, die Landessprache verhandlungssicher zu beherschen.

Am späten Abend geht es dann wieder zurück nach Las Terrenas.
Inzwischen ist die Dunkelheit hereingebrochen. Wenn schon bei Tageslicht die Fahrt über die Landstrassen der DR kein Vergnügen sind und absolute Konzentration erfordern, so wird es in der Dunkelheit zu einem echten Abenteuer!

99% der Euch entgegen kommenden Fahrzeuge blenden nicht ab.
Zu hoch eingestellte Scheinwerfer sind völlig normal. Zusätzlich angebrachte Fernlichtscheinwerfer führen dazu, das man die vor einem liegende Fahrbahn kaum noch erkennen kann. Es scheint ein wares Wettrüsten entstanden zu sein. Gab es früher nur ganz "normale" Fernscheinwerfer, werden nun leistungsstarke Halogenscheinwerfer oder besser noch zusätzliche Xenonscheinwerfer benutzt. Hauptsache, man hat noch mehr Blendkraft, wie das entgegenkommende Fahrzeug.
Über so viel Dummheit, kann ich nur den Kopf schütteln.

Dazu noch unbeleuchtete Fussgänger, Tier, Fahrzeuge und Motorräder, die auch schon einmal auf der eigenen Spur entgegen kommen. "Der kann ja um mich herumfahren" werden sie denken.
Ja, natürlich, wenn man nicht vom Gegenverkehr so geblendet wird, das man sie nicht mehr sieht!

Dominikanische Logik und Naivität...

 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü