Kolumbus und die kreolische Küche - Henry Mühling

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Kolumbus und die kreolische Küche

Reiseberichte und Geschichten


Kolumbus segelte in der Überzeugung los, daß Gott ihn auf eine heilige Mission gesand habe.
Er lag vielleicht gar nicht so falsch.

Nach seiner Ankunft auf Kuba schrieb er in einem Brief an seinen König: "Die Flussufer sind von hohen Palmbäumen gesäumt, deren Schatten der Luft einen köstlichen Schatten verleiht, und die Vögel und Blumen sind außergewöhnlich und schön. Ich war so entzückt von der Szenerie, das ich beinahe den Entschluss gefasst hätte, hier den Rest meiner Tage zu zeitigen; denn glaubt mir, Herr, diese Länder übertreffen in ihrer Schönheit und Annehmlichkeit den gesamten Rest der Welt".

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Menschen aus aller Welt erforschten und erforschen diese Inseln und, wie sich schon Kolumbus erträumte, einige von ihnen gehen nicht wieder fort!
Die Naturwunder der Karibik sind weiterhin bekannt, die kulinarischen Künste aber wurden meist übersehen. Um sie würdigen zu können, muß man die Ursprungskulturen betrachten.
In der Karibik siedelten sechs unterschiedliche Indianerfölker.Vor mehr als 2000 Jahren beherrschten die Stämme der Arawak Indianer und Kariben nahezu jede Insel der Kette. Die Arawak-Indianer waren aus ihren Stammgebieten am Orinoco in Venezuela und Guyana nach Norden gezogen.
Sie lebten in einer gut organisierten, friedfertigen Gesellschaft und ernährten sich vom Fischfang, Jagt und Landwirtschaft. Später drangen die kriegerischen Kariben, allmählich auf vielen der Inseln in das idyllische Leben der Arawak-Indianer ein.

Als die Europäer diese auf 4000 Km zwischen Nord und Südamerika verteilten Inseln "entdeckten", fanden sie ein Füllhorn essbarer Köstlichkeiten vor: Fische aller Art, Schalentiere, Schildkröten, Wild, Obst, Gemüse, Wurzeln und Mais. Die Spanier beobachteten "diese wilden Eingeborenen" dabei, wie sie Fleisch und Fisch über offenem Feuer grillten. Die Indianer nannten dies boucan, was die Eroberer als barbacoa verstanden und wir heute unter Barbecue kennen. Die Indianer machten die Europäer auch mit der Kartoffel bekannt, die ursprünglich aus Südamerika stammt. Ebenso wurde die Tomate, die heute eine Selbstverständlichkeit in unserer Küche ist, schon auf den Inseln angebaut. Eine Grundzutat war auch die Chilischote , die von den Indianern auf vielfältige Weise verarbeitet wurde.

Heute leben nur noch wenige der Indianischen Nachfahren. Die Europäer, die ihren Stand auf den Inseln sichern wollten, töteten die Ureinwohner gnadenlos. Geblieben ist jedoch nicht nur die Dokumentation dessen, was sie aßen, sondern auch wie sie es zubereiteten, welche Utensilien sie verwendeten, ihre Kenntnisse der Früchte ihres Landes; all dies ist Herz und Seele des modernen Lebens in der Karibik.

Mit den Entdeckern kamen Einflüsse aus Spanien, England und Frankreich in die lokalen Küchen. Der afrikanische Sklavenhandel hinterließ Spuren, ebenso die Kontraktarbeiter aus Irland, Schottland, Portugal, China und Indien, die auf den Zucker-, Kakao-, Kaffee- und
Tabakplantagen arbeiteten.

Zu den späteren Emigranten zählten Syrer, Libanesen und Juden, die vor Verfolgung flohen. Die Karibische Küche refektiert heute dieses Potpourri der Kulturen in den exotischen Namen der Speisen: Jerk Chicken, Saltfish und Johnny Cake, Pepperpot, Coocoo, Chivo, Guisado, Roblero, Mofongo, Templeque, Court-Bouillon, Acras, Pow, Phulorie, Giambo und Keshi Yena.
Was die Grundzutaten angeht, herrscht noch weitgehend Einigkeit, aber jede Insel pocht auf ihre Individualität bei der Zubereitung.

So wurde zum Beispiel die Jamaikanische Küche viel zu lange mit der gesamten karibischen Küche gleichgesetzt.Dabei ist die Bodenbeschaffenheit der Inseln ausgesprochen unterschiedlich: hier findet sich Korallensand, dort Vulkanerde, einige Böden sind so reich, dass sowohl einheimische als auch importierte Obst und Gemüsesorten reifen. Ebenso beeindruckend ist die Vielfalt der Sprachen und Dialekte, der Musik und der Politik- ein Gemisch der Völker, die in ihrem "kleinen Himmel auf Erden" leben.


 
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